Bildungsungleichheit in der Schule

Bildungsungleichheit in der Schule

Junge Menschen sehen sich mit raschen Veränderungen der Schul-, Ausbildungs- und Berufsstruktur konfrontiert. Damit sie nicht auf der Strecke bleiben, müssen sie schnelle Wege finden, um sich mit den situationsbedingten Restriktionen zu arrangieren. Betrachtet man die Auswirkungen der Pandemie, lässt sich durchaus konstatieren, dass die Dunkelziffer steigt. Aber der Umstand der Bildungsungleichheit ist kein Sachverhalt, der erst durch die Pandemie aufkam. Dieses Problem zieht sich seit Jahrzehnten durch unser Bildungssystem und es fällt der Institution immer schwieriger, die Kinder mit entsprechenden Vorrichtungen aufzufangen.

Wer ist betroffen?

Es existieren unterschiedliche Gründe, die teilweise in ein fließendes Gebilde ineinander übergehen. Betroffen sind unter anderem Kinder mit Migrationshintergrund, Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern, aus armen Lebensverhältnissen und und und. Diese Faktoren verhindern eine konsequente Entfaltung der geistigen Leistungsfähigkeit. Anders ausgedrückt: Sobald ein Kind aus einer besser gestellten Familie entstammt, sind die Chancen eher gering, dass es seine Leistungen im Unterricht nicht erbringen kann.

Woran liegt das?

Es ist fatal zu behaupten, der Bildungserfolg steht im unmittelbaren Einklang mit der sozioökonomischen Situation des Familienhauses. Schließlich sollte die schulische Einrichtung die Leistung eines Schülers messen, ohne dessen Herkunft, soziales Milieu etc. mit in die Berechnung zu werfen. Nichtsdestotrotz trifft man eher auf das Gegenteil. Demnach wird Leistung nicht objektiv, sondern subjektiv bewertet, wodurch dementsprechend die schlechten Noten für bestimmte Schüler und Schülerinnen resultieren.

Handelt es sich um ein bewusstes oder unbewusstes Phänomen? Oder ist es eine Kombination aus beiden Faktoren? Fakt sollte es aber sein, dass die Schule die Pflicht hat, benachteiligte Kinder aufzufangen. Immerhin sind die schlechten Noten auf das Versagen der Institution zurückzuführen und nicht auf den Schüler oder die Schülerin.

Die Schuld alleine auf das pädagogische Personal abzuwälzen, entspräche nicht der Wahrheit. Auch die Politik sollte sich hier in der Verantwortung sehen. Finanziell schwache Familien sind nicht in der Lage, die täglichen Kosten trotz sozialer Unterstützung auf lange Sicht zu stemmen. Dies wirkt sich auch auf das Kind aus. Die Förderung von Talenten bleibt aus und der Besuch bei professionellen Nachhilfeschulen fällt ebenso ins Wasser, weil das Geld für Kost und Logis erübrigt werden muss, die ohnehin preislich stetig steigt. Alleine die Mieten erfahren in den letzten Jahren einen Anstieg. Gesunde Nahrungsmittel, die einen immensen Einfluss sowohl auf das körperliche als auch auf das geistige Wohl haben, werden immer mehr zum Luxusgut. Auch die Auswahl der Garderobe führt zu Statusproblemen. Kinder, die nicht die „angesagtesten“ Kleider tragen, werden von ihren Altersgenossen ausgegrenzt, wodurch das Selbstwertgefühl bei vielen Individuen rasant sinkt. Dies kann sich auf die Beteiligung im Unterricht auswirken.

Konsequenzen

Kinder können nicht ohne Weiteres aus ihrem Milieu ausbrechen und nehmen diese logischerweise überallhin mit. Dies kann zu einer Störung der Interaktion seines Umfeldes führen. Damit ist nicht ausschließlich die Interaktion zwischen Schüler und Schüler gemeint, sondern auch die Interaktion zwischen Lehrer und Schüler. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schüler oder eine Schülerin aus einem Milieu, welches nicht dem Milieu des Lehrkörpers entspricht oder zumindest ansatzweise ähnelt, schlechter bewertet wird, ist hoch. Das Risiko für Schüler*innen mit gleichwertigem Milieu fällt zumindest geringer aus. Dies führt dazu, dass gewisse Handlungssituationen falsch interpretiert werden. Das Endergebnis lautet: Entfremdung. Dies zeichnet sich vornehmlich durch Langeweile, Auflehnung oder/und Frust aus. Dabei hat es zumeist mit der kognitiven Fähigkeit des Kindes nichts zu tun. Dennoch hat dies unter anderem Auswirkungen darauf, für welche Schulform es in der Sekundarstufe empfohlen wird.

Wo eingreifen?

Da in den meisten deutschen Bundesländern bereits die Schüler nach der vierten Klasse ihre Reise in die weiterführenden Schulen antreten, ist es für die Grundschullehrer dementsprechend problematisch, die Kinder rechtzeitig aufzufangen, weil der zeitliche Rahmen schlichtweg zu knapp ist. Kinder, die einem akademischen Elternhaus entstammen, fällt es in der Hinsicht leichter, die Lernlücken einigermaßen bis hin zu komplett auszugleichen. Weniger privilegierten Elternhäusern, wie anfangs bereits angemerkt, bietet sich dieser Vorteil nicht. Somit besuchen die Kinder in der Regel dieselbe Schulform, wie es die Eltern getan haben. Je nachdem, welche Schulform es besucht, sind die Weichen für die Zukunft bereits gestellt und es stellt sich als schwierig heraus, die Kursrichtung zu wechseln. Alleine die Frage, ob das Kind studieren wird oder nicht, ist teilweise abhängig vom Abschluss der Eltern. Kann man hier schon von einer Klassengesellschaft sprechen?

Der Primarbereich ist dabei von allerhöchster Bedeutung, doch der Lehrermangel kompensiert mit zusätzlichem Unterrichtsausfall bestärkt zusehends den Misserfolg für benachteiligte Kinder. Ein Punkt, in der die Politik durchaus eingreifen sollte im Rahmen von besserer Bezahlung und Förderungsmöglichkeiten für Lehrer, damit sie sich in ihrem eigenen Beruf weiterbilden können. Die Probleme an den Schulen Deutschlands sind hausgemacht und die pädagogischen Lehrkörper stehen an vorderster Front, um dieses Problem anzugehen. Dafür benötigen sie allerdings Unterstützung und müssen dazu angehalten werden, unabhängig vom sozialen Status des Kindes zu bewerten. Eine entsprechende Schulung könnte in der Hinsicht ebenso Abhilfe leisten, aber dafür müsste das Bildungssystem einmal kräftig grundsaniert werden.


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