Debattieren in der Schule

Sich verbal durchzusetzen, ist sowohl allgemein im Leben, in der Schule als auch in der Berufswelt ein wesentlicher Bestandteil. Dies soll nun nicht heißen, dass man sich beschimpfen oder gar unflätige Wörter an den Kopf werfen soll. Vielmehr geht es darum, sich mit konstruktiven und vernünftigen Argumenten zu äußern, um seine eigene Position zu behaupten. Vor allem, wenn es ums Geld geht, beispielsweise bei einem Job-Interview oder Gehaltserhöhung. Auch eine mündliche Prüfung kann hierfür in Betracht gezogen werden. Dann spricht nichts dagegen, durch gute Argumentation seine Meinung oder/und Forderungen zu untermauern.

Je eher man damit anfängt, desto mehr baut man seine Fähigkeiten in der Richtung aus. Die Schule ist in der Hinsicht geradezu prädestiniert dazu.

Die Wahl des Themas

Heutzutage kann man über fast alles sprechen. Es spielt wirklich keine Rolle, ob sich der besprochene Sachverhalt in der Gegenwart abspielt, vergangen ist oder eher einen zukünftigen Ausblick bietet. Es muss nicht mal in der Realität verankert sein, sondern kann sich durchaus um einen fiktiven Sachverhalt handeln. Kurzum sind keine Grenzen gesetzt. Entscheidend ist letztlich der Aufbau der Argumentation. Sicherlich macht es Sinn, eine Debatte zu veranstalten, die nahe am Thema des Unterrichts ist. Allerdings kann man auch über politische, gesellschaftliche, ethische oder/und philosophische Streitfragen diskutieren.

Regeln sollten ebenso vorab festgelegt werden. Die Wortwahl muss sachlich bleiben. Beschimpfungen und Beleidigungen sind logischerweise tabu. So etwas gehört schlichtweg nicht hinein in eine ordentliche Debatte. Wenn man den Schwierigkeitsgrad erhöhen möchte, darf jedem Teilnehmer lediglich ein gewisser Zeitraum eingeräumt werden, um seine Stellungnahme abzugeben, sonst klingt man wie manch ein Politiker, der fünf bis zehn Minuten redet, aber nicht wirklich etwas gesagt hat. Dies erhöht den Druck, trainiert aber den Kandidaten dazu, sich nicht mit Belanglosigkeiten aufzuhalten, sondern zum Kern des Themas vorzudringen. Im Prinzip kann die Veranstaltung nach eigenem Format festgelegt werden.

Umsetzung

Die Bildung von kleinen Arbeitsgruppen bietet sich für eine Schulklasse an. Schließlich können mehrere Themen besprochen werden. Anschließend sollte entschieden werden, welche Gruppe die Pro-Seite einnimmt und welche Gruppe die Kontra-Seite bezieht. Wenngleich die eigene Meinung nicht unbedingt der zugeordneten Gruppe übereinstimmen muss, trainiert es das Individuum, auch zu schwierigen Sachverhalten Stellung zu beziehen.

 

Dann geht es ans Eingemachte. Das Sammeln von Argumenten. Es spricht in der Hinsicht auch nichts dagegen, wenn sich die Schüler und Schülerinnen aus dem Internet bedienen. Dies lehrt ihnen den Umgang mit fremden Quellen und kann sie im Laufe der Zeit sensibler gegenüber Informationen aus dem Internet machen. Als Lehrer sollte man die Kinder oder Jugendlichen dazu animieren, aus einer breiten Palette von Quellen zu schöpfen. So fällt schnell auf, dass es zu einem Thema, sei es Pro oder Kontra, auch unterschiedliche Meinungen gibt und dass ein Themengebiet viel komplexer ist, als zuvor angenommen. Spätestens im Studium wird so etwas relevant und die Schüler*innen darauf vorzubereiten, kommt ihnen absolut zugute. Und je beweiskräftiger eine Aussage ist, desto höher ist die Wirksamkeit. Vor allem in einer Welt, in der Desinformation vorherrscht, schadet es nicht, die nachkommenden Generationen versiert darauf vorzubereiten, damit sie nicht auf Lügen und Falschmeldungen hereinfallen.

Das Sprechen vorm Publikum

Einige Schüler sind in solch einer Situation meistens nervös und wollen es einfach nur hinter sich bringen. Klingt verständlich, aber macht den Vortrag nicht besser. Es braucht auch ein gewisses Auftreten, um seine Argumente zu transportieren. Dazu gehören ein paar Grundregeln, die auch in einem simplen Referat Einzug finden. Der Text sollte in Ruhe und möglichst flüssig vorgetragen werden. Sofern es möglich ist, soll der Schüler klare Begrifflichkeiten verwenden, die auch jeder versteht, damit er oder sie im Nachhinein die Wortwahl nicht erklären muss. Eine gute Kombination aus Gelassenheit und selbstbewusstem Auftreten ist das A und O. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man dem Schüler oder der Schülerin die Nervosität ansieht, aber gerade das gibt einen Schneid. Oberkörper gerade, Kopf geradeaus, Schultern nicht sacken lassen und versuchen, stets einen freundlichen Gesichtsausdruck zu machen. Niemand verlangt ein Dauergrinsen aufzusetzen. Vielmehr sollte der Kandidat versuchen zu suggerieren, dass man sein Bestes gibt, dem Publikum und der Gegenseite die Materie nahezulegen. Kurzum: Ein freundliches Lächeln, gepaart mit der nötigen Ernsthaftigkeit, reicht aus. Wenn der Lehrer diesbezüglich motivierend zur Seite steht, baut seine Klasse nach und nach eine gute Basis auf.

 

Sich Notizen an die Hand zu nehmen, ist ebenfalls ein durchaus gutes Vorgehen. Der Schüler sollte es sich aber abgewöhnen, seinen kompletten Arbeitsblock nach vorne zu schleppen. Karteikarten, gespickt mit den wichtigsten Stichpunkten, reichen vollkommen aus. Fast ausnahmslos jeder Moderator oder Nachrichtensprecher betritt nicht die Bühne, ohne sich mit seinen Notizen zu wappnen. Dementsprechend spricht nichts dagegen, es selbst auch auf diese Weise auszuprobieren. Jedoch sollen sich die Schüler nicht daran festhängen. Schließlich sollen sie sich dazu antreiben, freizusprechen.

Sofern es gewollt ist, kann der Lehrer oder die Klasse Zwischenfragen stellen. Dies ist in mancherlei Hinsicht nervig und kann einen Vortrag aus dem Takt bringen. Aber leider gehört dies zur Realität, dass es gelegentlich zu solchen Situationen kommt. In so einem Fall kann der Kandidat zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist und dass ihm eine Unterbrechung nicht schadet. Dies zeichnet einen guten Vortrag aus. Ansonsten kann man auch den Ball flach halten und ausmachen, gegen Ende Fragen zu beantworten. Vor allem für Einsteiger und Anfänger klingt das fair.

Fazit

Je eher die Schüler*innen das Debattieren erlernen, desto eher bauen sie eine ausgewogene Grundlage auf, um sich in Zukunft argumentativ zu festigen. Sowohl intellektuell als auch sozial bringt dies enorme Vorteile mit sich. Man wird ernster genommen, weiß sich zu erklären, baut ein gesundes Selbstbewusstsein auf und steigert somit auch seine geistige Leistungsfähigkeit.

Ein Beitrag von: Adrian Kruszewski

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