Gewalt an Schulen
Gewalt an Schulen – Ein kurzer Überblick
Gewalt ist in der Forschung ein multifaktorieller Untersuchungsgegenstand. Zunächst geht es darum, zu definieren, was Gewalt ist. Tatsächlich wird Gewalt in ihren Nuancen und Feinheiten unterschiedlich wahrgenommen. Wie wirkt sie sich aus? Wo liegen die Ursachen? Wie kann man es verhindern? Kann man es überhaupt verhindern? Gibt es Mittel und Wege, methodisch dagegen vorzugehen?
Es existieren unterschiedliche Varianten bzw. Formen der Gewalt. Es gibt die verbale Gewalt, die sich vorzugsweise durch Beschimpfungen und Beleidigungen artikulieren. Und es gibt die nonverbale Gewalt, die von körperlicher Gewaltanwendung bis hin zu ihrem Extremum in Form des Amoklaufs in ihrer Spitze mündet. Die Kombination aus beiden Fällen ist auch keine Seltenheit. Fakt ist aber, dass in der Schule sämtliche Gewaltformen vorkommen, die auch außerhalb der Institution in unserer Gesellschaft fest verankert sind. Nicht wenige Einflüsse werden von außen hinein in die Bildungseinrichtung getragen. Andere wiederum entstehen regelrecht innerhalb der Institution. Es ist schwer, die Einflüsse von außen abzuwenden. Aber die Einflüsse innerhalb der Schule sind da schon eher kontrollierbar.
Nicht nur zwischen den Schülern findet Gewalt statt, sondern kann sich durchaus von Schülern auch auf die Lehrkörper übertragen. Dabei wurden schon Fälle beobachtet, dass Schüler mit Schlagringen, Reizgas, Messer etc. in die Schule aufmarschierten. Die Örtlichkeit spielt ebenso keine große Rolle. Die Gewaltanwendung findet, um nur ein paar Beispiele aufzuzählen, auf dem Schulhof, bei den Toiletten, in den Gängen oder/und auf dem Weg nach Hause statt. Somit herrscht kaum eine räumliche Begrenzung vor, sondern lässt sich fast überall dort austragen, wo das Individuum in der Lage ist, uneingeschränkt einen Fuß zu setzen.
Der Begriff des „Mobbings“ hat sich indes in der Forschung größtenteils etabliert. Allerdings werden hier auch zwei wesentliche Unterschiede vorgenommen, die nichtsdestotrotz fließend ineinander übergehen können. Auf der einen Seite haben wir das traditionelle Mobbing, während auf der anderen Seite das sogenannte „Cybermobbing“ aufwartet. Das traditionelle Mobbing äußert sich von verbalen Attacken bis hin zu Schlägereien. Auch Diebstahl und Erpressung gehen einher. Im Bereich des Cybermobbings kommt eine zusätzliche Komponente hinzu. Die Attacken auf die Opfer werden via Smartphone oder anderen technischen Aufnahmegeräten aufgenommen und ins Internet übertragen oder direkt anderen Personen gezeigt. Die Veröffentlichung solcher Begebenheiten wird auch als sogenanntes „Happy Slapping“ bezeichnet. Dies hat zur Folge, dass sich das Opfer beschämter fühlt. Während beim traditionellen Vorgang zwar kognitiv und körperlich schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen, ist deren Situation von einem Augenblick zum Nächsten gebunden. Hingegen beim Cybermobbing die Tat über einen längeren Zeitraum hinweg abrufbar bleibt. Anders ausgedrückt: Das Internet vergisst nicht. Zusätzlich kann der Täter seine Identität verschleiern.
Beim Amoklauf handelt es sich wohl um eine Extremausprägung, die zusätzlich nicht an eine Person oder kleine Gruppe gebunden ist, sondern sich auf die komplette Schuleinrichtung manifestiert, sodass neben den Schülern auch Lehrer die Leidtragenden sind.
Was für Mittel gibt es?
Das Wegschauen bzw. das Übersehen der Tätlichkeit ist kontraproduktiv. Auf der einen Seite signalisiert dies Schwäche und eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber der Situation. Auf der anderen Seite wiederum suggeriert man, dass man diese Tat in gewisser Hinsicht bagatellisiert oder sogar genehmigt. Gewaltbereite Schüler fallen vor allem wegen ihres impulsiven, dominanten und sozial inkompetenten Betragens auf. Dies zeigt zudem, dass ein emotionales Ungleichgewicht und ein Mangel an Selbstreflexion vorherrschend sind. Für gewöhnlich geschieht so etwas nicht auf Knopfdruck, sondern äußere Faktoren wirken in diesem Fall auf das Individuum ein. Dieser Frust ist zumeist sowohl auf ein negatives Lehrerbild als auch auf schlechte Zukunftsperspektiven zurückzuführen. Heutzutage stehen die Schüler einem enormen Leistungsdruck gegenüber. Dies wird überdies von schlechten Aussichten auf einen Ausbildungsplatz überlagert. In Kombination mündet es dementsprechend in einem Frustabbau, der andere in Mitleidenschaft zieht. Es ist in gewisser Hinsicht ein Ausdruck der eigenen Verzweiflung, dessen Aggression tendenziell steigt. Sobald dann noch die eigenen Eltern dazu in Form von häuslicher Gewalt oder einer gewissen apathischen Haltung mit einwirken, sind die Konsequenzen kaum abzuschätzen. Der Betroffene fühlt sich dann isoliert. Vor allem bei Amokläufern zeigte sich vorab, dass sie sich von ihrem Umfeld immer weiter distanzierten. Allerdings lässt sich hierbei kaum ein eindeutiger Konsens ermitteln, da Amokläufe, wenngleich sie in der Vergangenheit zugenommen haben und durchaus entsetzlich verlaufen, eine Seltenheit im Vergleich zu den anderen Gewaltformen darstellen. Außerdem erscheinen sie nicht willkürlich, sondern sind von langer Hand im Voraus geplant und sogar angekündigt. Somit fällt der Aspekt des Kontrollverlustes aus. Auffallend ist jedoch das Geschlecht. Sämtliche Amokläufer waren männlichem Geschlechts. Zumindest existieren keine bestätigten Berichte über weibliche Schützen.
Nimmt man aber den Druck von den Schülern, so lassen sich vermutlich Gewalthandlungen verhindern. Das heißt: Der Lehrer muss als Bezugsperson agieren und das konsequent. So sehr die Lehrerschaft sich für so ein Vorhaben bereiterklärt, so wenig Mittel stehen für sie zur Verfügung. Entweder mangelt es an Fachliteratur oder sie unterscheiden sich in ihren Präventivmaßnahmen so sehr, dass sie kaum Anwendung finden. Auch die Förderprogramme, die von Lehrer*innen angenommen werden, zeigen nur selten vernünftige bzw. zuverlässige Handlungsempfehlungen. Somit haben wir es mit einer Diskrepanz zu tun.
Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
Die Lehrer spielen in der Erziehung des Kindes eine entscheidende Rolle. Demnach sollte ihnen jede Unterstützung zukommen, die benötigt wird. Förderprogramme sollten jederzeit und umfassend zur Verfügung gestellt werden. Das Thema sollte im Lehramtsstudium besser erläutert werden, damit angehende Lehrer*innen nicht aufgeschmissen sind, sobald sie die Hochschule hinter sich bringen. Eltern sollten sich auch in der Verantwortung sehen. Kinder und Jugendliche brauchen Bezugspersonen, die zwar konsequent, aber nicht autoritär erscheinen. Eine teilnahmslose Haltung ist ebenso nicht empfehlenswert.
Das Gespräch zu suchen, ist stets die erste und beste Variante, um dem Problem auf dem Grund zu gehen. Ziel ist es letztlich, zu zeigen, dass man diese Dynamik durchschaut und klarmacht, dem keinen Raum zu bieten.
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